Sie kommen aus allen Teilen der Erde zur Universität Trier, um hier Deutsch zu lernen und Deutschland kennenzulernen. Sie kommen, um junge Menschen aus anderen Ländern zu treffen. Manche kommen, um sich auf ein Studium hierzulande vorzubereiten. Weltpolitische Barrieren schieben die 97 Teilnehmer des Internationalen Ferienkurses der Universität Trier in diesen Tagen locker zur Seite: Russen leben und lernen mit Ukrainern, Chinesen mit Taiwanesen und Serben mit Bosniern. Knapp vier Wochen lang machen die überwiegend jungen Studierenden Trier zu einer „Welt-Stadt“.

Der Tourismus bringe Menschen aus vielen Ländern nach Trier, merkte Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel Trier beim traditionellen Auftakt des Ferienkurses im Ratssaal der Stadt Trier an. Der Internationale Ferienkurs macht Trier noch ein gutes Stück internationaler – und das seit nunmehr 45 Jahren. Die Vielzahl der in diesem Kurs vertretenen Kulturen wurde anschaulich, als Jäckel die Teilnehmer aus 32 Nationen in ihren Landessprachen begrüßte.

Nicht von ungefähr trägt also der Sprach- und Begegnungskurs den Zusatz „International“ im Titel. Was ihn darüber hinaus ausmacht, steckt in den weiteren Wortbestandteilen. „Zunächst einmal ist es ein Kurs, in dem es um das Lernen der deutschen Sprache geht“, erklärte Birgit Roser, Leiterin des Auslandsamtes der Universität. Die Wortergänzung `Ferien´ weise darauf hin, dass beim Lernen der Spaß und das Vergnügen aber nicht zu kurz kommen sollen. Sie ermunterte die Teilnehmer außerdem, die seltene Gelegenheit beim Schopf zu packen und Menschen aus 32 Ländern und deren Kulturen kennenzulernen und vielleicht auch neue Freunde zu finden.

Mustafa Mossir hatte bereits einen Freund in Trier gefunden. Als er ihn dort vor sechs Jahren besuchte, verliebte er sich in die Stadt. Im letzten Jahr kehrte er zurück, um beim Internationalen Ferienkurs seine Deutsch-Kenntnisse zu verbessern. Der 31-Jährige hat in seinem Heimatland Ägypten Pharmazie studiert und arbeitet nun in Dubai. Vom Kurs an der Trierer Universität war er so begeistert, dass er sich in diesem Jahr – wie zwei weitere Teilnehmer – gleich noch einmal angemeldet hat. In Dubai könne er die deutsche Sprache zwar kaum anwenden. „Ich kann mir aber gut vorstellen, einmal in der Schweiz oder in Deutschland zu arbeiten“, sagte Mossir.

Nicht für die Arbeit, sondern wegen ihrer Wurzeln will Anita Gottschalk die Sprache lernen. Eigentlich ist Deutsch ihre „Mutter“-Sprache. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es ihre deutsche Mutter vom Niederrhein in die USA. Dort wurde Anita Gottschalk geboren, lebte mit ihrem Mann in Washington und arbeitete als Montessori-Lehrerin. Als 60-jährige Ruheständlerin hat sie sich auf die Suche nach den Sprachwurzeln ihrer Mutter begeben und ist erst einmal im Trierer Ferienkurs gelandet, weil hier ein ihrem Einsteiger-Niveau angemessener Sprachkurs angeboten wurde. Schon nach zwei Tagen ist sie von Triers schönen Seiten so fasziniert, dass sie entschlossen ist, den Kurs im kommenden Jahr wieder zu buchen.

Höchstwahrscheinlich wird Anita Gottschalk dann Dr. Shao-Ji Yao wiedersehen. Der Professor der National Chengchi University ist die treue Seele des Internationalen Ferienkurses. Seit zehn Jahren kommt er mit Studierenden seiner Universität nach Trier und macht Taiwan regelmäßig zur größten Nationengruppe des Ferienkurses. „Ich habe in Trier Germanistik studiert und promoviert. Ich bin also das beste Beispiel, dass man hier gut Deutsch lernen kann“, lächelt Yao. Trier hat ihn von Anfang an überzeugt, weil er sich für sein Studium eine mittelgroße übersichtliche Stadt wünschte. Beim Ferienkurs erwartet Dr. Yao stets ein volles Programm. Neben der Betreuung der Studierenden sind viele alte Freundschaften aufzufrischen. Und ein Besuch von touristischen Highlights darf natürlich auch nicht fehlen.

Bürgermeisterin Angelika Birk, die alle Ferienkurs-Teilnehmer im Ratssaal begrüßte, dürfte das Lob und die Begeisterung für ihre Stadt gerne gehört haben.

Der Internationale Ferienkurs 2017

Es ist bereits der 45. Kurs dieser Art an der Universität Trier. Die 97 Teilnehmer zwischen 18 und 60 Jahren – überwiegend Studierende und einige Sprachlehrer – haben 32 Nationalitäten. Vertreten sind alle Kontinente. Nach Taiwan (15) kommen die meisten Teilnehmer aus Russland (10), Japan (9), Ukraine, USA (je 7) sowie China und Polen (je 6). Vom 8. bis 31. August besuchen sie vormittags Sprachkurse auf unterschiedlichen Levels. Während Einsteiger nachmittags in Konversationskursen ihre Kenntnisse vertiefen, erwarten die Fortgeschrittenen Seminare und Vorträge aus unterschiedlichen Bereichen. Gelegenheit zum Kennenlernen besteht beim Besuch kultureller Veranstaltungen und bei Exkursionen.

 

 

 

 

Foto: Universität Trier

 

 

CvD: Sven Herzog Saarbrücken Trier