Trier. Ein Brief berührte den luxemburgischen Außenminister Jean Asselborn so sehr, dass er zu einem Vortrag am Donnerstagabend an die Universität Trier kam. Dort referierte er zur Migrationspolitik der Europäischen Union und forderte eine Verbesserung der legalen Wege zur Einwanderung.
„Ich bin kein Afrika-Kenner. Ich bin kein Migrations-Experte“, waren die ersten Sätze des Luxemburgischen Außenministers im Hörsaal 2 der Universität Trier. Er sei auf Einladung Dr. Johannes Michael Nebes gekommen, der ihm einen solchen berührenden Brief mit seiner Begeisterung für Afrika geschrieben hatte, dass er in Trier seine Sicht auf die Migrationspolitik der Europäischen Union (EU) darlegen wollte. Organisiert hatte die Veranstaltung die Hochschulgruppe „Ansätze für eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit in Afrika“ der Universität Trier.
Der dienstälteste EU-Außenminister erwies sich in seinem Vortrag aber doch als Kenner der europäischen Migrationspolitik und leidenschaftlicher Diskutant. Bis heute halte er den Flüchtlingsstrom als eine „unzumutbare Belastung“ für Griechenland und Italien. Als 2015 in der Folge der Konflikte in den afrikanischen Staaten und im Nahen Osten so viele Flüchtlinge wie nie zuvor nach Europa kamen, seien „europäische Werte nationalen Egoismen gewichen“.
Der luxemburgische Außenminister hob hervor, dass eine tiefe Reform des Asylsystems in Europa notwendig sei, die man nur mit mehr Solidarität und Verantwortungsbewusstsein erreichen könnte. Es müsse eine europaweite Umverteilung geben und legale Einwanderung erleichtert werden.
Wie der Vortragende sieht auch das Referat für Hochschulpolitik des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA) der Universität Trier die EU in der Verantwortung. Der Co-Vorsitzende Luca Wagner erklärte, dass die Migrationspolitik für die Studierendenden der Universität Trier ein wichtiges Thema sei: „Es ist unsere moralische Verantwortung in Europa den Menschen zu helfen.“
Mit dem Relocation-Programm, das der Europäische Rat verabschiedet hat, hätte die EU Struktur in die Migrationspolitik gebracht, so Asselborn. Das Programm sieht eine Umverteilung von insgesamt 160.000 Flüchtlingen in Europa in Abhängigkeit von Bevölkerungsgröße und Bruttoinlandsprodukt der Mitgliedsstaaten innerhalb von zwei Jahren vor. Doch Asselborn hält die Verhandlungen und die Asylpolitik für „hoffnungslos festgefahren“. Er resümiert: „Wenn nicht alle mitmachen, funktioniert es nicht.“ Man habe jahrelang beide Augen zugedrückt und das Problem nicht sehen wollen.
Hintergrund
Nebe hatte sich im Namen der Hochschulgruppe „Ansätze für eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit in Afrika“ für den prominenten Redner eingesetzt. Der 76-jährige Dozent ist zwar schon seit 2006 im Ruhestand, aber nimmt immer noch Lehraufträge in der Politikwissenschaft an der Universität Trier an. Er war in seiner Lehrzeit in zahlreichen Exkursionen mit Studierenden nach Afrika gereist, forschte und unterstützte mit ihnen Entwicklungshilfeprojekte.
Foto: Sheila Dolman, Uni Trier
CvD: Sven Herzog Saarbrücken Trier