Ilka Scherer hat eine Biografie wie viele andere Frauen ihrer Generation: Sie hat ihr Biologie-Studium kurz vor der Abschlussprüfung abgebrochen, da ein Kind unterwegs war. Der Wunsch, das Studium abzuschließen, wurde immer wieder aufgeschoben. Stattdessen kümmerte sie sich um ihre mittlerweile zwei Kinder und arbeitete im Geschäft ihres Mannes mit. Mit den Jahren schwand die Hoffnung, das Studium wieder aufnehmen zu können. Dagegen wuchs das unangenehme Gefühl, in dieser Angelegenheit versagt zu haben.
Als die Kinder größer waren, wollte sie den beruflichen Neuanfang wagen, Vier Jahre lang studierte sie die Stellenanzeigen, konnte sich aber zu nichts entschließen, denn entweder schienen ihr die Jobs zu niedrig angesiedelt oder sie dachte bei sich: „Da hast Du ohne Abschluss überhaupt keine Chance!“
Durch eine Bekannte wurde sie auf das Mentoring-Programm des Frauenbüros aufmerksam. Dabei handelt es sich um ein flexibles Konzept, das sich auf verschiedene Lebenssituationen anwenden lässt: Es eignet sich für Frauen, die nach der Familienphase in den Beruf zurückstreben, eine Existenz gründen möchten oder einen beruflichen Aufstieg bzw. eine Neuorientierung planen. Jede Teilnehmerin erhält eine nach einem bestimmten Verfahren ermittelte Person mit Führungserfahrung zur Seite gestellt, die sie während dieser Zeit bei ihrer beruflichen oder persönlichen Entwicklung unterstützt. Neben dem Erfahrungsaustausch zwischen MentorIn und Mentee gehören Veranstaltungen zum Netzwerken sowie berufsbezogene Seminare und Vorträge zum zehnmonatigen Mentoring-Programm. Durch dieses wirkungsvolle Instrument der Personalentwicklung werden sich Frauen ihrer Fähigkeiten bewusst, erweitern soziale und kommunikative Kompetenzen und schaffen sich eigene Netzwerke, die ihnen den Einstieg in die Berufskarriere erleichtern. In Kooperation mit der Agentur für Arbeit Saarland, dem Jobcenter des Saarpfalz-Kreises und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz widmet sich das Frauenbüro des Saarpfalz-Kreises nun schon rund zwölf Jahren diesem erfolgversprechenden Konzept, das aus Landesmitteln und durch den Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Rund 150 Frauen aus dem ganzen Saarland und der angrenzenden Pfalz haben bisher das Angebot genutzt und konnten ihre Situation im Beruf und Privatleben in der Regel nachhaltig verbessern.
Auch Ilka Scherer berichtet davon, dass sie in den Seminaren zahlreiche positive Impulse erhielt und durch ihre Mentorin wie auch die anderen Teilnehmerinnen viel Ermutigung erfahren hat. War sie vorher noch überzeugt: „Was hat das denn für einen Zweck, mit über 40 das Studium wiederaufzunehmen?“, kam sie schließlich zu dem Entschluss: „Wenn alle denken, dass ich das machen soll, dann mache ich das!“ So schrieb sie sich schließlich an der Uni ein und konnte nach einem Jahr intensiver Vorbereitung die noch ausstehenden Prüfungen absolvieren und mit der Bestnote abschließen. Schließlich fand sie durch einen Englischkurs bei einem renommierten Bildungsträger eine Anstellung als Koordinatorin und Sprachdozentin. Ein Aufbaustudium „Deutsch als Fremdsprache“ brachte ihr die erforderliche Anerkennung als Integrationsfachkraft und zusätzliche Jobangebote. „Ich bin superglücklich darüber, dass ich damals diese Entscheidung getroffen habe“, resümiert Frau Scherer nach einigen erfüllten Jahren in ihrem Traumberuf: „Ich verdiene gut und es macht mir viel Spaß, Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen zu unterrichten.“ Ohne das Mentoring-Programm hätte sie das nie geschafft, zeigt sie sich überzeugt: „Dort ist die Atmosphäre gegeben, sich mit sich selbst zu beschäftigen, was man im Alltag nicht so tut. Man hat ein gemeinsames Ziel vor Augen und ist in der Gruppe gleichgesinnter Frauen viel motivierter. Über die Zeit ist ein Vertrauensverhältnis entstanden, man kann ganz offen miteinander reden. Das ist ein längerer Prozess, der darauf hinführt, Entscheidungen zu treffen und (endlich) etwas in Angriff zu nehmen.“ Ilka Scherer jedenfalls zieht aus ihrer Zeit eine positive Bilanz: „Ich bin so dankbar, dass ich beim Mentoring mitmachen konnte und sich das für mich so gelohnt hat.“
Im September beginnt der neue Mentoring-Prozess im Frauenbüro, wofür nun die Auswahlgespräche geführt werden. Wer sich dafür interessiert und weitere Infos erhalten möchte, kann sich beim Frauenbüro melden unter der Nummer 06841/104 7138 oder auch eine Mail schreiben an frauenbuero@saarpfalz-kreis.de.
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CvD: Sven Herzog Saarbrücken Trier