2019 steht das Programm der Stadtgalerie Saarbrücken im Zeichen der Klangkunst und feministischer Positionen. So beginnt das Ausstellungsjahr im Februar mit den Installationen und „Electrical Walks“ der renommierten Klangkünstlerin Christina Kubisch, die bis 2013 als Professorin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar lehrte. Mit ihren Kompositionen und elektromagnetischen Untersuchungen erschließt sie dem Publikum neue Klangwelten im Innen- und Außenraum. Im selben Monat treffen sich bei Artmix11 Saarbrücker und Luxemburger KünstlerInnen zum gemeinsamen Arbeiten im Atelier der Stadtgalerie. Die Ausstellung „Starke Stücke“ präsentiert im Juni Meilensteine feministischer Kunst aus der Sammlung des FRAC Lorraine, mit Videoarbeiten, Rauminstallationen und Objekten internationaler Künstlerinnen, die eine neue Auseinandersetzung mit Identität und Diversität provozieren. Im Herbst zeigt der Schweizer Künstler Zimoun raumgreifende Sound-Architekturen, die visuell und akustisch die Funktionalität wie das Chaos des Alltäglichen zum Ausdruck bringen.
08.02.2019 – 12.05.2019
CHRISTINA KUBISCH | ELECTRICAL MOODS
Mit den interaktiven Licht- und Klangräumen der Künstlerin Christina Kubisch (*1948 in Bremen), präsentiert die Stadtgalerie eine Pionierin der Klangkunst, die bereits in den 1970er Jahren mit ihren elektronischen Klangexperimenten international Furore machte.
In ihren sogenannten Induktionsarbeiten arbeitet sie mit elektrischen Kabelfeldern, in die Klänge eingespeist werden und die gleichzeitig als Installation im Raum erfahrbar sind. Diese elektroakustischen Arbeiten, bei denen auch die Teilnahme des Publikums eine wichtige Rolle spielt, werden in der Saarbrücker Ausstellung ebenso zu erleben sein, wie jüngste Kabelinstallationen, Klangskulpturen und Lichträume. Kubisch erschließt damit eine Welt, die der ständig wachsenden Digitalisierung und Veränderung unserer Kommunikations- und Lebensformen ausgesetzt ist, und macht hörbar, was der menschlichen Wahrnehmung sonst verborgen bleibt.
Einen besonderen Akzent setzt die Ausstellung mit den Electrical Walks – Stadtspaziergängen, bei denen die Künstlerin die Klanglandschaften der ober- und unterirdischen elektromagnetischen Stromfelder erfahrbar macht, die uns im Stadtraum permanent umgeben, aber nur über besonders empfindliche elektro-magnetische Kopfhörer zu erfahren sind.
Christina Kubisch war auf zahlreichen internationalen Festivals und Gruppenausstellungen vertreten, u.a. auf der Biennale von Venedig 1980 und 1982, documenta 8, Kassel 1987, Ars Electronica, Linz 1987/2010, Steirischer Herbst, Graz 1987, Biennale of Sydney 1990, Donaueschinger Musiktage 1993/1997, Sonic Boom, London 2000, Activating the Medium, San Francisco 2003, sounding spaces, Tokyo 2003, Resonanzen, ZKM, Karlsruhe 2005, Her Noise, London 2005, Invisible Geographies: Sound Art from Germany, New York 2006, Soni(c)loud, Mexico City 2008, White Walls Have Ears, Hong Kong 2012 Sound Art. festival NOW, Essen 2014, blurred edges festival, Hamburg, 2015.
Von 1994 bis 2013 war Christina Kubisch Professorin für Audiovisuelle Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Seit 1997 ist sie Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
11.02.2019 – 03.03.2019
ARTMIX11 ATELIER | KAREN FRITZ, SARAH NIECKE & SERGE ECKER (LUX)
Der Künstleraustausch Artmix zwischen Saarbrücken und Luxemburg setzt auf einen lebendigen Kunst- und Kulturtransfer zwischen Künstler und Künstlerinnen unterschiedlicher Disziplinen. Dieses Mal arbeiten die Saarbrücker Künstlerinnen Karen Fritz (*1988 in Saarbrücken) und Sarah Niecke (*1984 in Saarbrücken) sowie Serge Ecker (*1982 in Esch-sur-Alzette) aus Luxemburg insgesamt sieben Wochen lang gemeinsam in der Stadtgalerie Saarbrücken und anschließend in Bourglinster, Luxemburg.
Artmix entstand 2005 als gemeinsames Projekt des Ministère de la Culture, Luxemburg und des Kulturdezernats der Landeshauptstadt Saarbrücken. Seit 2015 findet das Saarbrücker Atelier in der Stadtgalerie Saarbrücken statt, 2019 wird die gemeinsame Ausstellung zum Ende des Austauschs im Mai 2019 in Bourglinster, Luxemburg gezeigt.
07.06.2019 – 08.09.2019
STARKE STÜCKE | WERKE VON KÜNSTLERINNEN AUS DER SAMMLUNG DES FRAC, METZ
Die Ausstellung Starke Stücke dreht sich um Differenz – genauer: um sexuelle, kulturelle und körperliche Diversität. Dabei konzentriert sich die Schau gerade auf die Einzigartigkeit jeder Künstlerin und die gesellschaftspolitischen, historischen und privaten Rahmenbedingungen, unter denen ihre Arbeiten entstanden sind. Gleichzeitig nimmt die Ausstellung auch die geografische und kulturelle Diversität in den Blick, aus der diese ganz unterschiedlichen Kunstproduktionen hervorgegangen sind. Internationale Video-Künstlerinnen, wie Monica Bonvicini (IT), Patty Chang (USA), Esther Ferrer (FRA), Sigalit Landau (ISR), Tracey Moffat (AUS), Cecilia Vicuña (COL) oder Ana Gallardo (ARG) werden dabei ebenso vertreten sein, wie Teresa Margolles (MEX), die Nigerianerinnen Otobong Nkanga und Marcia Kure oder die Guerilla Girls (USA) und andere.
Dieses Projekt spiegelt die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Stadtgalerie Saarbrücken mit dem französischen FRAC in Metz, aus dessen einzigartiger Sammlung die Ausstellung kuratiert wurde.
27.09.2019 – 12.01.2020
ZIMOUN
Mit einer besonderen Sensibilität für ortsbezogene Situationen und rhythmisches Potential schafft Zimoun (*1977 in Bern) raumgreifende kinetische Installationen, die das Gefühl von Kontrolle und Systematik ebenso beherrschen wie humorvolle Elemente, Assoziationen von Natur, Fülle und Leere. Dabei arbeitet er mit motorbetriebenen akustischen Systemen, in denen die strenge Ordnung industriell produzierter Alltagsobjekte und das lebendige Chaos natürlicher Kräfte spannungsvoll aufeinandertreffen.
Zimouns Projekte lassen sich vielleicht am ehesten mit wissenschaftlichen Experimenten vergleichen, die einen ganz eigenen Humor und eine scharfe Beobachtungsgabe von Raum und Klang voraussetzen. Im Zentrum seiner Praxis steht das Studium schwingender Mikrostrukturen. Dabei untersucht seine Arbeit den mechanischen Rhythmus und Fluss der vorbereiteten Systeme. Sowohl klanglich als auch visuell bilden unterschiedlich getaktete Bewegungseinheiten die Grundlage für seine Kompositionen, deren Aufbau und Timing auch in der Stadtgalerie zu ganz neuen Ergebnissen führen werden.
Zimoun lebt und arbeitet in Bern, Schweiz. Seine Arbeiten wurden international präsentiert. Zu den jüngsten Ausstellungen seiner Werke gehören Ausstellungen im Museum of Contemporary Art MAC Santiago de Chile, Nam June Paik Art Museum Seoul, Kuandu Museum Taipei, Ringling Museum of Art Florida, Mumbai City Museum, National Art Museum Beijing, LAC Museum Lugano, Seoul Museum of Art, Museum MIS São Paulo, Kunsthalle Bern, Taipeh Fine Arts Museum, Le Centquatre Paris, Museum of Contemporary Art Busan, Museum of Fine Arts MBAL, Kunstmuseum Bern und anderen.
Bild 1:Christina Kubisch, aus der Serie Analyzing Silence, seit 2011, hocharabisch, Sonagramm, © Christina Kubisch
Bild 2: Patty Chang, Fountain, 1999, Video, 6 Min, Foto Rémi Villaggi, © Patty Chang, Collection 49 Nord 6 Est Frac lorraine Metz FR
Bild 3: Zimoun, 658 prepared dc-motors, cotton balls, cardboard boxes 70x70x70cm, 2017, Installation view © Le Centquatre Paris, France, © Zimoun