„Recht 4.0 – Vom elektronischen Rechtsverkehr zur digitalen Justiz“
Justitia ist elektronisch erreichbar – vorbei die Zeiten des Nachtbriefkastens für fristwahrende Schriftsätze. Ab ersten Januar des kommenden Jahres können Anwälte und Behörden bei allen Gerichten, Straf- und Bußgeldbehörden in Deutschland elektronisch Schriftsätze einreichen. Vom 20. bis 22. September steht diese Revolution im Mittelpunkt des 26. Deutschen EDV-Gerichtstages, der an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken stattfindet. Unter der Überschrift „Recht 4.0 – Vom elektronischen Rechtsverkehr zur digitalen Justiz“ diskutieren rund 700 Juristen und IT-Experten aktuelle Fragestellungen, die der digitale Wandel in der Justiz mit sich bringt. Anwaltskanzleien werden ab Neujahr 2018 verpflichtet, ihr besonderes elektronisches Anwaltspostfach auf Eingangspost zu kontrollieren. Das stellt manche Kanzlei, die bisher abwartete, in den letzten Monaten des Jahres 2017 vor Herausforderungen. Die Umstellung stellt auch die Justiz vor Herausforderungen – sowohl in organisatorischer Hinsicht als auch im Hinblick auf die IT-Sicherheit.
Dem Sicherheitsaspekt widmet sich insbesondere die „Hacking-Session“ zum Auftakt des Fach-Kongresses am Mittwoch, dem 20. September, von 14.00 bis 16.45 Uhr unter der Leitung von Professor Christoph Sorge, juris-Stiftungsprofessur für Rechtsinformatik und Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit CISPA an der Universität des Saarlandes. Die Teilnehmer können sich anhand praktischer Demonstrationen den Einblick in die aktuelle Gefährdungslage verschaffen: So wird in Vorträgen beispielsweise gezeigt, welche Sicherheit Fernidentifizierungsverfahren bieten können und wo derzeit noch Sicherheitslücken bestehen oder wie Zahlungen mit der „Internetwährung“ Bitcoin transparent gemacht werden können.
Zu der Eröffnungsveranstaltung am 21. September 2017 um neun Uhr hat sich unter anderem die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer angekündigt. Sie wird sich dem Thema „Digitale Entwicklung und Recht“ widmen. Den Eröffnungsvortrag wird Dr. Gerhard Schabhüser, Vizepräsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, zum Thema „Digitalisierung in der Justiz: Vertrauen durch IT-Sicherheit“ halten. Als Gastland wird in diesem Jahr das Vereinigte Königreich in einem eigenen Arbeitskreis und in Form eines Vortrags durch Paul Keleher einen Einblick in den dortigen Stand der Digitalisierung der Justiz geben.
Die Veranstaltung wird sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit der Entwicklung des elektronischen Rechtsverkehrs zu einer digitalen Justiz befassen. Auch der Wandel der Rechtsberatung durch Legal Tech, Machine Learning, aktuelle Entwicklungen im Bereich der IT-Standards sowie die Schnittstellen von E-Government und E-Justice werden Themen sein. Begleitend zur Tagung wird eine Unternehmensausstellung einen Überblick über IT-Lösungen für die Justiz, einschlägige Software, elektronische Datenbanken und Literatur geben.
Zu einem „Get together“ am Abend des 20. September lädt die juris GmbH ein. Außerdem wird am 21. September ein festliches Abendessen im Saarbrücker E-Werk stattfinden, in dessen Rahmen der „Dieter Meurer Preis Rechtsinformatik“ verliehen wird. Der saarländische Justizminister Stephan Toscani wird die Urkunde an die Preisträgerin Professorin Dr. Louisa Specht überreichen. Sie hat an der Universität Passau zu Anfang des Jahres den neu geschaffenen Lehrstuhl für Europäisches und Internationales Daten- und Informationsrecht übernommen. Mit dem Preis wird ihre Habilitationsschrift zum Thema „Diktat der Technik – Rematerialisierung der Privatautonomie im informationstechnologischen Umfeld“ vom Deutschen EDV-Gerichtstag e.V. und der juris GmbH gewürdigt.
Veranstaltungsdaten:
26. Deutscher EDV-Gerichtstag 2017 vom 20. bis 22.09.2017 in Saarbrücken
Tagungsort: Universität des Saarlandes, Campus Saarbrücken, Gebäude B4.1
Weitere Informationen zum 26. Deutscher EDV-Gerichtstag finden Interessierte unter https://www.edvgt.de/
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CvD: Sven Herzog Saarbrücken Trier