Wenn Säuglinge in den ersten Lebensmonaten gelegentlich schielen, ist das normal, weil sie die Bewegung beider Augen noch nicht richtig koordinieren können. Wenn ein Kleinkind jedoch ständig schielt, kann sich daraus eine Sehschwäche entwickeln. Wird das Schielen rechtzeitig behandelt, lässt sich die Fehlstellung eines oder beider Augen korrigieren und eine Sehschwäche vermeiden.
Nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) schielen etwa vier Millionen Menschen in Deutschland. Bei ihnen schauen beide Augen bei der Fixierung eines Objekts nicht in die gleiche Richtung, was auch als Strabismus bezeichnet wird. Durch die Fehlstellung kommen die Bilder, die beide Augen liefern, im Gehirn nicht richtig zur Deckung. Dadurch ist keine räumliche Wahrnehmung mehr möglich, es entstehen störende Doppelbilder.
Schielendes Auge wird nicht benutzt
Um solche Doppelbilder zu vermeiden, unterdrückt das kindliche Gehirn die Bilder, die vom schielenden Auge gesendet werden. Die Folge: Das schielende Auge wird nicht benutzt, das Sehvermögen entwickelt sich nicht weiter. Ohne Behandlung entwickeln 70 bis 90 Prozent der Kinder, die schielen, eine einseitige Sehschwäche. Wird diese sogenannte Amblyopie rechtzeitig entdeckt, lässt sie sich effektiv behandeln.. Schielen kann viele Ursachen haben. Neben einer möglichen erblichen Veranlagung gehören dazu Risikofaktoren, die während der Schwangerschaft oder Geburt auftreten. Oft liegen die Ursachen auch im Auge selbst. So können angeborene Brechungsfehler oder einseitige Linsentrübungen die Fehlstellung eines Auges auslösen. Doch auch Kinderkrankheiten mit hohem Fieber, Unfälle oder schwere seelische Krisen sind manchmal für das Schielen verantwortlich.
Ein Besuch bei einem Kinder- oder Augenarzt ist angezeigt, wenn ein Kind schielt oder wenn Eltern den Eindruck haben, dass es nicht gut sieht. Bei folgenden Auffälligkeiten sollten sie mit ihrem Nachwuchs ebenfalls einen Arzt aufsuchen:
- – Lidveränderungen oder einer Anomalie der Lider,
- – Trübungen der Hornhaut,
- – einer grau-weißlichen Pupille,
- – wenn das Kind ständig mit schräg gehaltenem Kopf schaut oder Dinge sehr nah ans Auge halten muss, um sie zu erkennen,
- – Augenzittern,
- – Lichtscheu,
- – abnormal großen Augen.
Oft ist die Fehlstellung eines Auges allerdings nicht deutlich sichtbar. Zudem ist in fast der Hälfte der Fälle nicht Schielen für eine Amblyopie verantwortlich, sondern eine Fehlsichtigkeit.
Früherkennungsuntersuchungen nutzen
Generell ist es wichtig, alle empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen für Kinder zu nutzen, rät daher die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse. In den sogenannten U´s werden unter anderem auch die Augen untersucht, um Störungen frühzeitig zu erkennen.
Die Kosten für diese Untersuchungen übernimmt die AOK. In der „U 7a“ ist einer der Untersuchungsschwerpunkte das Erkennen von Sehstörungen. Die Vorsorgeuntersuchung richtet sich an Mädchen und Jungen, die ihr drittes Lebensjahr fast vollendet haben (34. bis 36. Lebensmonat).
Schwächeres Auge fördern
Stellt der Arzt fest, dass ein Kind schielt, ermittelt er zunächst die Ursache. Eine passende Brille kann ein durch Fehlsichtigkeit bedingtes Schielen bei vielen Kindern zumindest verringern. Zur Behandlung einer Sehschwäche, die durch Schielen entstanden ist, deckt der Arzt das gesunde Auge in einem bestimmten Rhythmus mit einem Pflaster ab. Auf diese Weise lässt sich das schwächere Auge durch Training fördern. Verträgt ein Kind das Pflaster nicht, eignen sich Stoffkapseln zum Abdecken eines Auges. Bei Kindern, die eine Brille tragen, wird ein Brillenglas abgeklebt. Wichtig ist, dass die Eltern das Training unterstützen, so die Gesundheitskasse.
Foto: AOK-Mediendienst
CvD: Sven Herzog Saarbrücken Trier