Zukunftsfähigkeit der saarländischen Automobilindustrie
Beauftragte Studie liegt im September vor
Angesichts einer zunehmenden Unsicherheit und zum Teil widersprüchlicher Zukunftserwartungen hat die saarländische Staatskanzlei bereits im September 2016 eine Analyse zur Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Automobilindustrie sowie ihrer wirtschafts- und strukturpolitischen Handlungsmöglichkeiten veranlasst. Beauftragt mit deren Ausschreibung und Koordination ist die Landeseinrichtung saar.is und das dort angesiedelte Automobilnetzwerk automotive.saarland. Den Zuschlag erhalten haben das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln und das Fraunhofer Institut für Arbeitsorganisation in Stuttgart. Beide arbeiten seit Beginn des Jahres intensiv an der Studie. Der Auftragswert von insgesamt 180.000 € wird je zur Hälfte aus Mitteln der Staatskanzlei und dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) getragen.
Die Interviewphase des Gutachtens ist weitgehend abgeschlossen. Mehr als 60 Führungsverantwortliche aus saarländischen Automobilunternehmen und von Konzernen mit Produktionsniederlassungen im Land haben sich beteiligt und umfassende Informationen zur aktuellen Lage und den künftigen Herausforderungen der Branche beigesteuert. Dabei konnten die Koordinatoren der Studie renommierte Manager der Branche wie VDA-Vizepräsident Arndt Kirchhoff, Michelin-Deutschland-Chef Jürgen John, Ford-Werke Geschäftsführungsvorsitzender Gunnar Herrmann und Eberspächer-Gesellschafter Heinrich Baumann für die Studie gewinnen.
In den kommenden Wochen erfolgt die Auswertung der Daten durch die beauftragten Institute. Wegen der zunehmenden Unsicherheit in der Auto-Branche misst die Landesregierung der Studie eine hohe Bedeutung bei. Die Ergebnisse der Studie werden Mitte September 2017 während der IAA vorgestellt.
Dazu erklärte heute Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer:
„Die Frage der Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Automobilindustrie stellt sich für uns nicht erst seit der aktuellen Diskussion um den Diesel. Die Autobranche und ihre Zulieferer sind ein Herzstück der Saarwirtschaft. Als Landesregierung sind wir deshalb gefordert, uns frühzeitig mit den Zukunftsaussichten dieser wichtigen Branche auseinander zu setzen. Wir müssen durch unsere Wirtschafts- und Strukturpolitik dazu beitragen, dass die Automobilbranche im Saarland einen geordneten Strukturwandel schafft und es nicht – wie bei Kohle und Stahl – zu einem Strukturbruch kommt. Deshalb haben wir bereits im vergangenen Jahr eine Wettbewerbsstudie vergeben, an der sich alle großen Automobilunternehmen und die wichtigen Forschungsstellen im Land beteiligt haben. Zudem wurden zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen befragt, so dass eine fundierte Bestandsaufnahme entstanden ist. Auf dieser Grundlage können richtungsweisende Rahmenbedingungen für Investitionen geschaffen werden. Wir müssen auf die Zukunft im Fahrzeugbau bestmöglich vorbereitet sein.“
Im Zuge der Studie hat automotive.saarland die aktuelle Beschäftigtenzahl im Land ermittelt. Derzeit zählt das Saarland 44.250 Mitarbeiter im Fahrzeugbau. Die Branche ist damit die tragende Säule der saarländischen Industrie. Die Hälfte dieser Beschäftigten arbeitet rund um die Antriebsart Verbrennungsmotor, ein Drittel stellt Teile und Komponenten für andere Fahrzeugsegmente her. Die übrigen Beschäftigten gehören zu Anlagen- und Werkzeugbauern und liefern Produktionsmittel zur Herstellung von Automobilen.
Dass die Automobilindustrie ihren Schwerpunkt im Bereich des konventionellen Antriebsstrangs hat, zeigt wie wichtig es ist, sich heute intensiv mit den bevorstehenden Umbrüchen der Branche im Detail auseinanderzusetzen. Die Kernkompetenzen müssen weiterentwickelt und für den Einsatz in künftigen Technologien vorbereitet werden. Zukünftige Bedarfe an Komponenten, Teile, Dienstleistungen, Kompetenzen sollen frühzeitig erschlossen werden. Solange die Unternehmen im Bereich Verbrennungsmotor allerdings wirtschaftliche Erfolge erzielen – und das wird entsprechend den Prognosen angesehener Wirtschaftsberatungsgesellschaften noch einige Zeit andauern – sollten sie es auch tun.
Bereits vor einer detaillierten Auswertung ist erkennbar, dass das Saarland wohl auch in den nächsten Jahrzehnten trotz gravierender technologischer Umbrüche eine tragende Rolle in der deutschen Automobilwirtschaft spielen und der Fahrzeugbau samt Zuliefererindustrie eine zentrale Position in der industriellen Struktur der Saarwirtschaft einnehmen kann.
Bei längerfristig hohem Marktanteil des Verbrennungsmotors, bestehen vielversprechende Chancen im Trend des automatisierten Fahrens. Selbstständig fahrende Fahrzeuge können nicht manuell geschaltet werden. Dafür ist ein Automat-Getriebe erforderlich, wie es im Saarland gefertigt wird. Das sind gute Aussichten in einem wichtigen Zukunftsfeld. Auch seitens der Forschung- und Hochschuleinrichtungen hat das Saarland im Segment des automatisierten Fahrens gute Perspektiven: „Das Saarland hat durch seine ausgeprägte IT-Kompetenz im Bereich der künstlichen Intelligenz und Cyber Security alle Voraussetzungen, um eine sichtbare Vorreiterrolle in Deutschland und auf internationaler Ebene einzunehmen,“ betonte die saarländische Ministerpräsidentin.
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CvD: Sven Herzog Saarbrücken Trier