Spaziergänger stehen vor einer Ruine und rätseln, was vor ihnen liegt und wie es vor der Zerstörung einmal ausgesehen haben könnte. ARmob wird dieses Rätsel lösen. „Antike Realität mobil erleben“, so lautet der volle Name, eines von der Klassischen Archäologie der Universität Trier entwickelten Projekts. Damit vor den Augen der Betrachter zerstörte Villen, Brücken oder Tempel der Antike wieder zu voller architektonischer und historischer Pracht aus dem Boden wachsen, bedarf es zukünftig nur eines mobilen Endgeräts und einer App. „Mit diesem Projekt haben wir einen Volltreffer gelandet“, sagte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing heute im Archäologiepark Belginum bei Morbach, wo er den offiziellen Startschuss für das Projekt gab.
Tatsächlich ist ARmob ein Musterbeispiel dafür, wie sich bei hoher Kosteneffizienz eine Fülle interessanter Nutzungsmöglichkeiten mit positiven Effekten auf Tourismus und Wirtschaft erreichen lassen. „ARmob schafft einen Mehrwert für die Region und zeigt neue Möglichkeiten auf. Es ist ein Beispiel dafür, dass wir in Rheinland-Pfalz gut aufgestellt sind“, ergänzte Wissing.
Mehr als 105 Modelle von historischen Stätten – überwiegend in Rheinland-Pfalz, aber auch in Luxemburg – sollen in der Umsetzungsphase bis 2019 in der App dargestellt werden. Dank der Augmented Reality-Technik werden die vollständig rekonstruierten Bauwerke in die aktuelle Landschaft und Umgebung integriert. Die 360-Grad-Darstellung eröffnet jeweils aus der aktuellen Perspektive des Betrachters Einblicke aus allen Richtungen.
ARmob-Nutzer entscheiden selbst, wie intensiv sie sich mit der Stätte beschäftigen wollen. Historisch besonders Interessierte können sich vorab im Internet im ARmob-Portal ausführlich informieren und vor Ort das visuelle Erlebnis mit dem Gelesenen verbinden. Spontanbesucher laden sich die App an Ort und Stelle über einen QR-Code auf ihr Mobilgerät und erfahren Wissens- und Sehenswertes nach eigener Regie. Außerdem empfiehlt ein Routenplaner weitere historisch und touristisch interessante Plätze.
ARmob macht historische Stätten zu lebendigen Orten, steigert deren Attraktivität und ist somit ein Gewinn für die touristische Infrastruktur in Rheinland-Pfalz. Von dem erlebnisorientierten Konzept sind bereits mehr als 90 Kommunen so überzeugt, dass sie mit den Wissenschaftlern der Universität Trier kooperieren, um Objekte aus ihren Bereichen in die App zu transferieren. Neun lokale Arbeitsgruppen (LAG) im europäischen Programm LEADER, aus dem ARmob gefördert wird, sind an der Umsetzung beteiligt. „Die Auswahl der Objekte, die in die App aufgenommen werden, erfolgt nach fachlichen und touristischen Erwägungen“, informierte Prof. Dr. Torsten Mattern, der das Projekt gemeinsam mit Dr. Rosemarie Cordie wissenschaftlich leitet. Sascha David Schmitz ist für das Modelling, Angelika Kronenberg für die Programmierung und Ralph Arens für Prozessentwicklung und -steuerung zuständig.
Für Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel liegt ein besonderer Reiz des Projektes darin, dass es über die ganz spezielle romantische Faszination von Ruinen eine Vernunfttechnologie legt, die einen Eindruck des vollständigen Bauwerks verschafft. Er ist davon überzeugt, dass solche Projekte in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden.
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Die wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. Torsten Mattern und Dr. Rosemarie Cordie (von rechts) sowie die Projektmitarbeiter Sascha David Schmitz und Angelika Kronenberg (von links) stellten Minister Volker Wissing (Dritter von rechts) und Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel das Projekt vor.
Foto: Universität Trier
CvD: Sven Herzog Saarbrücken Trier