St. Wendel-Oberlinxweiler. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) haben am vergangenen Samstag, 29. April, drei Glocken aus dem Turm der ehem. ev. Kirche im St. Wendeler Stadtteil Oberlinxweiler geborgen und zum neuen Bestimmungsort nach Illingen-Uchtelfangen gebracht. Rund 20 Einsatzkräfte der Ortsverbände St. Wendel und Nohfelden waren im Einsatz. Kirchengebäude und Glockenturm sind bereits seit einiger Zeit entwidmet und weichen im Sommer einer Wohnbebauung. Experten des THW werden dann beide Teile sprengen.
32 Millimeter pro Hub schwebt die bronzene Glocke am Stahlseil dem Erdboden entgegen. Am schweren blauen THW-Lastkraftwagen ist ein sog. Greifzug angebracht, mit dem die Einsatzkräfte die Last über eine Rolle am Kopf des Turms ganz langsam ablassen. Einige dutzend Anwohner und Zuschauer sind gekommen, um dem nicht alltäglichen Schauspiel zuzuschauen. Es liegt auch Wehmut in der Luft. Einige Bürger haben den Bau der Betonkirche in den 60er Jahren hautnah miterlebt oder gingen darin zur Konfirmation. Pfarrer Wolfgang Meyer ist in der gleichen Stimmungslage, weiß jedoch, dass die Glocken nicht für immer schweigen werden, sondern in Uchtelfangen (Gemeinde Illingen) irgendwann zu neuem Leben erweckt werden. Nach 20 Minuten ist die erste Glocke auf dem Boden (der Tatsachen) angekommen. Spontaner Applaus der Zuschauer für die erfolgreiche Bergung. Ein weiterer LKW mit Kran hebt sie noch einmal an, um sie zu verladen. Pfarrer Meyer und St. Wendels Bürgermeister Peter Klär nutzen die Gelegenheit, die Glocke mit drei gezielten Schlägen ein letzten Mal in Oberlinxweiler erklingen zu lassen. Es herrscht eine gespannte Stimmung – dann wird sie endgültig verladen. Im halbstunden Takt folgen Glocken 2 und 3. Zusammen wiegen sie fast eine Tonne.
Über zwei Monate haben THW-Helfer die Bergung vorbereitet. Unter der Leitung des St. Wendeler Fachberaters Werner Roth wurden Statiken berechnet, die Antriebsmotoren abmontiert, Klöppel ausgebaut und eine Konstruktion aus Stahl zum Ablassen in den Glockenstuhl eingebaut. THW-Ortsbeauftragter Markus Tröster: „Für unsere Einsatzkräfte ist diese Bergung eine ganz besondere und nicht alltägliche Herausforderung. Wer die Gelegenheit bekommt, an einem solchen Objekt üben zu dürfen, hat die Motivation der Helfer auf seiner Seite“, und er fügt hinzu: „Um Glocken aus einem 23 Meter hohen Turm herabzulassen, brauchen wir keinen Kran. Wir haben Experten, die die Materialien und das Knowhow besitzen. Dafür sind wir da und diese Arbeit macht und Spaß.“
In den Sommermonaten wird das THW dort wieder im Einsatz sein. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Sprengung von Kirche und Turm. Sprengexperten aus ganz Deutschland werden dazu nach St. Wendel kommen und auch in diesem Rahmen eine Aus- und Fortbildung absolvieren.
Hintergrund:
Zehn neue Bauplätze sollen im Anschluss auf dem Grundstück entstehen. Die Kreisstadt St. Wendel hatte das Kirchengelände im vergangenen Jahr gekauft, nachdem der Sakralbau am 9. November 2014 außer Dienst gestellt worden war. Die evangelische Kirchengemeinde Oberlinxweiler-Remmesweiler-Niederlinxweiler hatte das Gotteshaus aus Kostengründen aufgeben müssen. Die Kirche in Oberlinxweiler diente den evangelischen Christen des Ortes mehr als fünf Jahrzehnte als Gotteshaus. Ihr Grundstein wurde im Jahr 1961 gelegt, eingeweiht wurde sie ein Jahr später.
Zehn neue Bauplätze sollen im Anschluss auf dem Grundstück entstehen. Die Kreisstadt St. Wendel hatte das Kirchengelände im vergangenen Jahr gekauft, nachdem der Sakralbau am 9. November 2014 außer Dienst gestellt worden war. Die evangelische Kirchengemeinde Oberlinxweiler-Remmesweiler-Niederlinxweiler hatte das Gotteshaus aus Kostengründen aufgeben müssen. Die Kirche in Oberlinxweiler diente den evangelischen Christen des Ortes mehr als fünf Jahrzehnte als Gotteshaus. Ihr Grundstein wurde im Jahr 1961 gelegt, eingeweiht wurde sie ein Jahr später.
Foto: Alessandro Geßner